Kirche St. Anna in Tetenbüll
Spätgotische Kirche am südlichen Rand der Landgemeinde Tetenbüll
Karkenstraat, 25882 Tetenbüll
1113 Kapellenbau / Holzkirche
1400 Neubau St. Anna als spätgotische Saalkirche
1491 Turmbau
Tetenbüll ist die flächenmäßig größte Gemeinde der Kirchengemeinde Eiderstedt-Mitte. Die Kirche liegt am südlichen Rand der Landgemeinde. Geweiht wurde die Tetenbüller Kirche der heiligen Anna, Mutter von Maria und Großmutter Jesu.
Eine Kapelle soll es bereits ab 1113 in Tetenbüll gegeben haben. Um 1400 begann die Erbauung der spätgotische Saalkirche St. Anna als Backsteinbau. 1491 folgte die Errichtung des Turmes, der im 19. Jahrhundert seinen jetzigen Helm erhielt. Der Schnitzaltar wurde 1523 erschaffen und kommt größtenteils aus der Brüggemannschule. 1654 erhielt der Altar seitliche Anschwünge und Bekrönung. Die renaissancezeitliche Kanzel ist auf 1575 datiert. Im Jahr 1762 entstanden die beiden Logen im Altarraum. Die nördliche Loge ist als Beichtstuhl kenntlich gemacht.
Sanierungen:
Im 19. Jahrhundert gab es statische Probleme, Wände mussten mit Stützpfeilern stabilisiert werden. Anfang des 21. Jahrhundert galt es, den drohende Einsturz der Kirche zu verhindern. Von 2004 bis 2009 wurden umfangreiche Gründungsmaßnahmen mit Erneuerung von 10 Stützpfeilern vorgenommen. 2023 begannen die Sanierungsmaßnahmen im Rahmen „Sanierung von 18 Eiderstedter Kirchen“. Schwerpunkte sind die Turmsanierung mit Erneuerung des Helms, Mauerwerks- und Dachsanierung. Die Arbeiten werden 2026 abgeschlossen sein.
Chronologie St. Anna
1113 Kapellenbau
1297 eine Pfarre wird erwähnt
1400 Neubau St. Anna als spätgotische Saalkirche im Backsteinbau
1491 Erweiterung und Turmbau
1523 Gotischer Schnitzaltar
1575 Kanzel
1596 Taufe
1612 bis 1613 Nordempore ("Bauernboden")
1654 Nordempore Brüstungsmalerei
1651 Chorneubau (Inschriftstein)
1697 Abendmahlbänke
1762 Logen im Altarraum
1818 Windfahne (Inschriftdatum)
1861 umfangreiche Erneuerungen - Architekt Friedrich Holm
2002 Einsturz und Abbruch des nachmittelalterlichen Süderhauses
2004 bis 2009 Verhinderung des drohenden Einsturz mit Gründungsmaßnahmen
2023 bis 2026 Sanierungsmaßnahmen
St. Anna - Besonderheiten
Historische Lage St. Anna
Die Kirche steht auf einer mittelalterlichen Warft, einem durch Menschenhand aufgeschütteten Hügel. Warften waren ein wichtiger Schutz bei Überschwemmungen durch Sturmfluten. Die Landgewinnung des nördlich liegenden Marschkoogs wird auf um 1400 datiert.
Bereits im 13. Jahrhundert gab es in Everschop, nördlich des Dorfes Tetenbüll, eingedeichte Seemarschen. Diese Gebiete wurden durch schwere Sturmfluten zerstört und es kam zu großen Landverlusten (Zweite Marcellusflut, 1362).

Altar
Der Altar wurde 1523 geschaffen; seine Schnitzereien kommen aus der Brüggemannschule. 1654 erhielt der Altar die seitlichen Anschwünge und die Bekrönung, aus der sich die Figur des auf dem Regenbogen thronenden Weltenrichters heraushebt. Dargestellt werden im Mittelfeld die Kreuzigung und auf den Seitenflügeln die Dornenkrönung, Jesus vor Pilatus, Geißelung und Kreuzabnahme. Alle Wege durch die Kirche sind auf den Altar gerichtet. Dort feiert die Gemeinde die Begegnung mit dem menschenfreundlichen Gott, besonders im Abendmahl. Darauf weisen auch die Bibelverse auf der Predella hin: Es sind die Worte Jesu zu seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. Bis heute sprechen sie seine große Einladung aus, und bis heute ist Christen die Gemeinschaft an diesem Tisch wichtig.

Sakramentenschrank
Im Altarraum findet man in einer Wandnische einen Sakramentenschrank aus spätgotischer Zeit. Die Tür trägt in gotischen Buchstaben die Inschrift : „hir is in de licham unses Herrn“, d. h. hier befindet sich der Leib unseres Herrn. Das Abendmahlsbrot, d. h. die Hostien, wurden hier aufbewahrt. Zum Empfang von Brot und Wein kniete man nieder. Die Abendmahlsbänke rechts und links des Altars aus dem Jahr 1697 erinnern noch heute daran.

Die Logen im Altarraum
Im Jahr 1762 entstanden die beiden Logen im Altarraum. Die nördliche ist kenntlich gemacht als Beichtstuhl. Die Inschrift sagt es ausdrücklich: „Ich bekenne dir, Herr, meine Sünd und verhele meine Missethat nicht. Psalm 32V5“ und „Gehe hin mein Sohn oder Tochter deine Sünden sind dir vergeben Matth. 9V2“. - Zur damaligen Zeit war es üblich, sich vor dem sonntäglichen Gang zum Abendmahl zu einem Beichtgespräch bzw. zu einem Austausch über Fragen des Glaubens zu treffen. Man meldete sich gleichzeitig zur Abendmahlsfeier an. Es war auch üblich, dabei die finanziellen Beiträge für die Gemeinde zu übergeben. Außerdem bestand natürlich jederzeit die Möglichkeit, außerhalb des privaten Bereichs des Pastors sich ungestört von Sorgen und Problemen zu entlasten. Die Beichte war üblich und keinesfalls mit der Reformation abgeschafft.
















